Die Idee

Der AKB bringt junge und ältere Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammen, die gemeinsam ihre Freizeit verbringen möchten. Mittelpunkt dabei ist die “Normalität” im Umgang miteinander zu fördern und die Akzeptanz in der Bevölkerung für geistig behinderte Menschen zu stärken. Alle dürfen ehrenamtlich beim AKB mitarbeiten, mitbestimmen und eigene Ideen einbringen und umsetzen.

Wir wollen eine gemeinsame AKB-Familie sein, über die Räume des AKB’s hinaus.


Interview mit dem Gründungsmitglied Gerhard Thrun

Wer sind die Gründer des AKB? Wie fing alles an? Wie kam es zur Gründung?

In der Auferstehungskirche trafen sich Anfang der 70er Jahre junge Erwachsene freitags. Die Mitglieder der Jungen Gemeinde luden mehrmals im Jahr Kinder und Jugendliche mit Behinderung zu Sonntagsausflügen ein.

Da weitere junge Menschen aus dem Raum Kirchheim Interesse an diesen Ausflügen und Begegnungen mit ihnen bis dahin unbekannten Kindern und Jugendlichen mit Handicup zeigten, regte ich die Gründung eines Aktionskreises an, in dem auch die bisherigen Aktiven mitwirkten. In der neuen Zusammensetzung wurden die Aufgaben wie Kontakte zu Familien herstellen, Fahrzeug organisieren, Ausflüge sowie  Spiel- und Beschäftigung vorzubereiten und die interne Organisation incl. Finanzierung zu bewältigen aufgeteilt.

(Die Organisation wie Adressen sammeln, Einladen zu Treffen und Aktivitäten, Protokolle und Berichte erstellen , Räume und Finanzierung klären. Viele andere kümmerten sich um die Inhalte der Veranstaltungen.)

Erinnerst du dich noch an den ersten Club, den ersten Ausflug und die erste Freizeit?

Im Kontakt mit Lehrkräften der Bodelschwingschule und Vertretern des Vereins Lebenshilfe für geistig Behinderte knüpften wir Kontakte zu Familien, deren Kinder bisher nicht an solchen Angeboten teilgenommen hatten, für die auch unbekannte Mitarbeiter neu bzw. fremd waren. So wurden wir mit Themen wie unruhiges Verhalten, Spracheinschränkungen, Fremdeln, körperliche Einschränkungen etc. konfrontiert und versuchten dies mit unseren Möglichkeiten zu bewältigen.

Aufgrund der gewachsenen Zahl von Besuchern und sogenannten Mitarbeitern wurden Clubs gegründet, die bis heute Bestand haben und die sich  wöchentlich oder vierzehntägig trafen. Durch die konstanten Teilnehmer entstand für alle eine wichtige  Sicherheit und es entstanden Freundschaften. Die Einzelnen erhielten eine tiefen Einblick in die Lebenswelt des anderen. In jedem Club wurden Fahrer für die Abholung vom Elternhaus sowie Fahrten zu Minigolf, ins Kino, die Wilhelma etc.  gesucht.

Baracke –  Wie kam es zu dem Namen und wo war diese zu finden?

Neben den Räumen in der Auferstehungskirche stellte uns der Verein Lebenshilfe im Kontakt mit der Stadt Kirchheim eine Baracke in der Austraße zur Verfügung, die zuvor von der Sonderschule genützt wurde.  Dort wurde eine kleine Küche sowie 1 kleiner und 2 größere Clubräume eingerichtet, in denen die Clubs sich trafen und  bei Faschings- und Geburtstagsfeiern „die Post abging“. In der Nachbarbaracke bot der Verein Lebenshilfe einen Sonderkindergarten an.

Das Aussengelände bot die Möglichkeit für Spiele, Grillen, Singen oder sportliche Betätigung, tagsüber durch den Kindergarten und abends bzw. am Wochenende durch den AKB.  Die lockere Handhabung der AKB‘ler bezüglich  Sauberkeit, Fenster schließen, Lüften, Aufräumen, Spülen, Müll etc.  bot immer mal wieder Reibungspunkte und Grundsatzdiskussionen mit den Verantwortlichen der Lebenshilfe Kirchheim.

Interessante Aspekte aus der Anfangszeit aus meiner Sicht:

Für uns junge Erwachsene war das Eindringen in die Welt der Menschen mit Behinderung, ihren Interessen, Ticks, Neigungen, ihre andere Art zu sprechen und zu kommunizieren, ihre Einschränkungen völliges Neuland und wir hatten nur wenige Ansprechpartner um unsere Fragen loszuwerden.Zeitweise waren über 40 Menschen aktiv, kümmerten sich, ließen sich auf neue Erfahrungen ein, übernahmen Verantwortung, brachten kreative Ideen ein, wagten sich auf Neuland vor.

Die  Eltern, Geschwister und Freunde der Mitarbeiter nahme regen Anteil und ließen sich auf diese Berührungen mit der Lebenswelt der Familien mit einem behinderten Kind ein. Sie unterstützten uns und zeigten großes Interesse.

Ein bemerkenswerter Nebeneffekt war das Interesse von vielen Mitarbeitern, durch die Mitarbeit im AKB sich für einen Sozialen Beruf zu entscheiden, da sie eine neue Orientierung und Impulse für ihre berufliche Entwicklung erhielten und sich selbst ausprobieren konnten.

Für die Familien mit einem behinderten Kind, Eltern und Geschwister,  entstanden völlig neue Kontakte zu  unkomplizierten, teils damals  langhaarigen und verwildert  aussehenden (bärtigen) Menschen, in Latzhosen oder in Jeans,  die fröhlich und spontan auf ihre Kinder/Jugendlichen zugingen und mit einem offenem Herz sich auf alle einließen. Viele erlebten dies als wichitg und unterstützend, teilweise sind bereits in der Anfangszeit Freundschaften zwischen Familien und Mitarbeitern entstanden.

Neue Erfahrungen ergaben sich auch für Vereine und Verbände, mit denen Vertreter des AKB in Kontakt traten. So entstanden zusätzlich zum Verein Lebenshilfe und der Bodelschwingschule Nürtingen Kontakte zum Jugendarbeitskreis (Stadtjugendring) sowie in der Arbeitsgemeinschaft beim Kreisjugendring und der Stadtverwaltung. Andere Jugendgruppen erfuhren so von der Lebenswelt der Menschen mit Behinderung und den entstandenen Freizeitaktivitäten.

Juli 2022